Patientensicht auf Fixierungen in der Psychiatrie : Panik, Respekt, Kontakt, entschärfende Alternativen

Aus nachträglichen Befragungen von Psychiatriepatienten, wie sie die vorübergehende Fixierung erlebt haben:

Eine weitere Betroffene erzählt, dass sie schon öfters mittels Gurten fixiert wurde. Sie gibt an, dass die Fixierung immer mit einer Kombination von Medikamenten (Zwangssedierung) geschah. Es gäbe für sie Medikamente, wo sie schon wisse wie sie reagiere und das löse Panik aus. Sie berichtet, dass sie massiv verbale Drohungen ausgestoßen habe, es sei aber nie zu körperlich aggressivem Verhalten gekommen. Die Schwierigkeit, sei immer gewesen, dass sie sich gut fühlte und dass sie keinen Grund zur Hilfe sprich Fixierung sah. Sie ist der Meinung, dass die Maßnahmen nie nötig gewesen wären. Es hätte die Situation und ihre Reaktion nur noch verschlimmert und so die Tatsache bestätigt, dass die Fixierung nötig gewesen wäre. Es wäre eine Hilfe für sie, wenn es eine Person gäbe, die sie schon kenne oder wenn sie respektvoll behandelt werden würde.
Ein wichtiger Punkt für die Betroffene war,  das sie mit entscheiden wollte was passiert. Sie hatte immer das Gefühl fügsam sein zu müssen, das war sehr negativ für sie. Sie gibt an, dass man ihrer Meinung nach in der Aufnahmesituation viel Schärfe nehmen könne. Indem auf den Patienten eingehe und mit ihm rede und nicht über ihn. Die Pflege bezeichnet sie als Profis. Von diesen Profis erwarte sie sich, dass sie die Anspannung und Aggressionen von dem jeweiligen Patienten nicht spiegeln sondern versuchen die Situation zu verstehen. Sie sagt aus, dass wenn es wirklich notwendig ist, eine Person mit Gurten zu fixieren sei es sehr wichtig zu dieser Person Kontakt zu halten.
Den größten Fehler sieht sie darin eine Person zu fixieren und sie nachher so liegen zu lassen. Besser sei es mit der Fixierten Person zu sprechen und ihr das Gefühl zu geben nicht alleine zu sein, sie ernst zu nehmen und ihre Bedürfnisse zu erkennen. Wenn sie von sich spricht kann sie nur sagen, dass sie alles mitbekommen habe. Es sei falsch zu glauben, dass eine zu fixierende Person nichts mitbekomme. Ihr sei es auch wichtig gewesen später darüber zu sprechen. Da sie der Meinung ist, es gäbe immer einen anderen Weg und es würde niemand durch eine Fixierung vor etwas geschützt werden.
Bei ihr habe es auch akute Momente gegeben, da hätten die Pflegeperson die Situation durch einen Spaziergang entschärft. Wenn es allerdings zu einer Akutphase komme wünsche sie sich, dass die Fixierung mittels Gurten nicht gleich das erste Mittel der Wahl sei.

zitiert aus eine Diplomarbeit von 2008 von Cornelia Reißner: Zwangsfixierung in der Psychiatrie – Aspekte aus Sicht des Patienten

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