WDR5 Radiobeitrag vom 21.9.2016   Fixierungen in Pflegeheimen oft unnötig

 von  Lisa von Prondzinski

Bettgitter, Gurte, Medikamente – noch allzu oft werden Pflegebedürftige gegen ihren Willen in ihrer Freiheit eingeschränkt. Dabei gibt es Alternativen.

Studien hätten gezeigt, dass im Bundesdurchschnitt 25 Prozent bis 40 Prozent aller Heimbewohner in ihrer Freiheit eingeschränkt werden, sagt Ralph Möhler, Pflegewissenschaftler an der Uni Witten-Herdecke. Und der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW schätzt sogar, dass in einigen Heimen bis zu 80 Prozent der Bewohner gegen ihren Willen in ihrer Freiheit beschnitten werden, meint Regina Schmidt-Zadel, Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaften NRW. Auf der anderen Seite gibt es Einrichtungen, die bewusst nach anderen Lösungen suchen. Sie verzichten, wenn irgend möglich auf Bettgitter, Stecktische und Co. Eine andere Art, den Bewegungsdrang einzuschränken, ist das Ruhigstellen mit Medikamenten. „Viele Verletzungen und Stürze sind darauf zurückzuführen, dass nicht nur körperlich, sondern auch mit Medikamenten fixiert wird.“ Dem stimmt der Duisburger Betreuungsrichter Lars Mückner zu. Die helfende Absicht der Ärzte führe am Ziel vorbei. Außerdem gibt Mückner zu bedenken: „Absolute Sicherheit vor Stürzen gibt es nicht.“ Der Richter wirft eine Frage auf, die sich jeder selbst beantworten sollte: „Möchten Sie lieber vier Wochen überall herumlaufen und Spaß haben, dann vielleicht stürzen, oder zwei Jahre lang irgendwo fixiert liegen?“ Dazu muss man wissen: Das etwas Bewegen ist das einzige, was manchen alten Menschen noch bleibt, um sich selbst zu spüren.

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